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Fokus - Warum es einen Unterschied macht, worauf wir die Aufmerksamkeit lenken

Aktualisiert: 13. Jan. 2023

Wenn ich etwas in den letzten Monaten gelernt habe, dann vorwärts zu schauen. Nicht, dass die Vergangenheit nicht wichtig ist oder sie verdrängt werden sollte. Nein, jeder ist heute das Produkt sämtlicher eigener Erfahrungen, Erlebnissen und Verletzungen und das ist auch gut so. ABER... es ist etwas anderes, ständig in der Vergangenheit " zu leben", in dem man die Geschehnisse immer wieder neu durchlebt (in Gedanken) und dadurch in einer nicht mehr zu beeinflussenden Situation stecken bleibt. Oder ob man kurz in die Vergangenheit schaut, um heute davon zu profitieren und aus der Reflektion zu lernen, neue, bessere Wege zu gehen.


Ich musste schmerzhaft erkennen, dass es eine Rolle spielt, wohin sich mein Fokus richtet. Monatelang habe ich in meinen Gedanken "durchgekaut", was alles zu diesem Zusammenbruch geführt hat, was ich alles hätte anders machen können und wer alles Schuld daran ist. Und glaub' mir, es hat sich gut angefühlt, dem Arbeitgeber, der Weltsituation, Corona etc. die Schuld zu geben. Ich wurde vom Umfeld verstanden, da es vielen ähnlich erging. Ich durfte jammern, ich durfte ständig darüber reden und ich wurde umsorgt. Der Fokus lag den ganzen Tag auf meinem Burnout, ich identifizierte mich immer mehr mit der Person, die krank ist und nicht arbeiten kann. Jeder kleine Schmerz im Körper machte mir Angst, ich recherchierte tagelang im Internet und sah mich bereits in 2 Jahren als IV-Rentenbezügerin und bettlägerig.


Wo lag da mein Fokus? Was macht das mit einem, wenn die Gedanken sich nur um Krankheiten drehen? Was macht es mit der Ausstrahlung? Wie geht das Umfeld damit um? Richtig, man fühlt sich immer kränker, man wird vom Umfeld nur noch als schwach wahr genommen, was wiederum dazu führt, dass man sich bestätigt fühlt. Ein Teufelskreis.....


Diesen Prozess brauchte es bei mir wohl am Anfang auch bzw. ich musste akzeptieren, dass ich in diesem Moment nicht anders konnte, als mich mit meinem Burnout zu identifizieren. Es war bequem, nicht in die eigene Verantwortung zu gehen und weiterhin das Opfer zu spielen. Ich hatte am Anfang auch schlichtweg keine Kraft, um Veränderungen einzuleiten.


Aber durch das "Opfer sein" bleibt man stehen. Wenn man ein Opfer ist, kann man ja auch nichts dagegen tun, richtig? Man ist den Umständen ausgeliefert. Aber will man das wirklich? Gibt es nicht immer unterschiedliche Optionen, die man im Moment einfach noch nicht sehen kann? Interessante Fragen, die einem aber auch zuerst in den Sinn kommen müssen. Diesbezüglich hatte ich wertvolle Unterstützung durch mein Netzwerk. Von meinen Begleitern und Coaches hörte ich immer wieder, dass ich so viel stärker bin, als ich denke. Dass ich immer wählen kann, worauf ich meinen Fokus lenke.


Dass ich nicht

  • machtlos den Umständen ausgeliefert bin

  • so schwach bin, wie ich manchmal glaube

  • ganz unschuldig bin, dass es so weit gekommen ist (wenn auch unterbewusst)

Und das wirklich Wunderbare daran ist, dass ich später erkannt habe, dass...

  • ich IMMER wählen kann, wie ich auf einen Umstand reagiere

  • es oft einen Grund gibt, weshalb etwas passiert (ja, auch das Negative)

  • ich plötzlich Unterstützung erhalte und vieles Neue entsteht, wenn ich akzeptiere, was bereits da ist (und somit die Verantwortung übernehme)

Zusammengefasst habe ich erkannt, dass ich die Verantwortung trage. Nicht für die Umstände, welche ich nicht immer beeinflussen kann (egal wie stark ich plane oder kontrollieren will), aber immer, worauf ich meine Aufmerksamkeit lenke. Es gibt einen Spruch bzw. ein Zitat von Milton Erickson, welches diesen Umstand sehr gut ausdrückt: "Energy flows, where the attention goes". Das bedeutet so viel wie, dass die Energie dorthin fliesst, worauf wir unsere Gedanken mehrheitlich richten.


Es macht so einen Unterschied, wie du beurteilst und wohin du den Fokus lenkst. Auf deine Gefühle, auf dein Befinden und vor allem auch für deine Gesundheit. Wir vergessen so oft, wie hart wir mit uns selber sprechen und wundern uns dann, wieso unser Körper hart wird und mit Verspannungen reagiert. Ich habe vor einigen Jahren mir die Mühe gemacht, aufzuschreiben, was ich mir den ganzen Tag in Gedanken sage. Natürlich nur das, was mir bewusst war, wir denken ja auch sehr oft unbewusst. Als ich dann gelesen habe, was ich mir da alles an den Kopf geworfen habe, war ich im ersten Moment schockiert. Aus diesen Sätzen hätte ich ohne Probleme einen Ratgeber basteln können, "mit welchen Sätzen ich meine Mitmenschen am besten vergraule und sicherlich immer alleine bleiben werde".


Jetzt aber genug Theorie, was kann ich konkret tun, wenn mein Fokus sich immer wieder aufs Negative richtet?


Tipp 1 - Liebevoll annehmen, dass wir ein faules Gehirn haben🧠


Zuerst mal einen tiefen, liebevollen Atemzug nehmen und entspannen. Du bist nicht alleine. Im Artikel Negativitäts-Effekt: Warum wir uns so gern auf Schlechtes fixieren - Business Insider wird dabei vom sogenannten "Negativitätseffekt" gesprochen. Das Negative bewertet unser Gehirn viermal so stark wie das Positive. Die Evolution will uns hier aber nicht das Leben schwer machen, sondern - wie immer - hat es einen Grund, dass wir so "ticken". Es soll uns vor Gefahren schützen und uns vor Entscheidungen bewahren, die uns schaden. Sicherlich ist es aber auch so, dass wir gelernt haben bzw. so konditioniert worden sind, uns eher Sorgen zu machen und zu zweifeln, das heisst, es ist zu einer Gewohnheit geworden. Und als wäre das nicht schon herausfordernd genug, haben wir ein faules Gehirn, dass wie ein "Couch-Potato" lieber bequem liegen bleibt, als z. B. Joggen zu gehen, wo es Energie braucht. Es braucht viel Energie, neue Wege zu gehen, welche neue Synapsenverbindungen kreieren.


Das Gehirn geht daher am liebsten den alten Trampelpfad entlang, auch wenn dieser Weg uns nicht unbedingt glücklicher macht und in alten, ausgelutschten Mustern verharren lässt. Es gibt Situationen, wo dieser Vorgang sehr wertvoll ist. Wenn man z. B. gelernt hat Auto zu fahren, dann möchte man nicht jeden Schritt (jetzt drücke ich die Kupplung, jetzt lenke ich) nochmals bewusst durchdenken müssen. Nein, die Gewohnheit hat sich automatisiert und das Gehirn braucht keinen grossen Anstrengungen mehr dafür. Aber wenn Gewohnheiten, wie das Zweifeln, das Leben erschweren, dann braucht es einen Richtungswechsel. Aber wie kann man die Richtung wechseln, bzw. alteingesessene Muster durchbrechen?


Tipp 2 - Sich bewusst machen, was man den lieben langen Tag so denkt🤯


Wie Marcel Kaffenberger in seinem Artikel Die Macht des menschlichen Unterbewusstsein (marcelkaffenberger.com) beschreibt denken wir pro Tag im Durchschnitt 60'000 bis 80'000 Gedanken, das Meiste davon natürlich unbewusst und bei ca. 80% der Gedanken handelt es sich um dieselben Gedanken wie am Vortag. Es ist also eine Illusion zu glauben, dass man unvoreingenommen und neu auf jede Situation reagiert und dann willentlich handelt. Wir greifen meistens auf alte Gedanken zurück, wie auf eine Art Festplatte. Den Meisten sind diese Gewohnheitsgedanken aber nicht Mal bewusst. Man fühlt sich plötzlich traurig, obwohl man vor einigen Minuten noch voller Freude einen Kaffee getrunken hat.


Nehmen wir mal an, dass du gar nicht weisst, was du den ganzen Tag denkst. Das nächste Mal wenn du dich plötzlich traurig fühlst, dann denke kurz darüber nach, an was oder wen du vor einigen Minuten gedacht hast. Wir fühlen zum Beispiel Trauer, wenn wir an etwas denken, was wir nicht mehr haben oder vermissen. Ein Gefühl entsteht fast immer als Folge eines Gedankens. Wenn du dir die Gedanken immer wieder bewusst machst, wirst du dich immer besser kennenlernen und vorallem auch deine Festplatte, welche Gedanken abgespeichert sind. Du wirst plötzlich merken, dass du zum x-ten Mal denkst, dass du immer zu schwach bist. Und dann kannst du inne halten und dich fragen, ob das wirklich der Wahrheit entspricht. Ist es so, dass du IMMER zu schwach bist? Oder bist du es nur heute, nur in diesem Moment?


Tipp 3 - Es ist alles okay


Wenn ihr wie ich diesen perfektionistischen Anteil in euch trägt, der immer etwas findet, was noch nicht gut genug ist, dann ist dieses "Okay" ein absoluter Game Changer. Was meine ich damit? Nehmen wir mal an, ihr sagt euch in Gedanken den ganzen Tag, dass ihr noch nicht da angekommen seid, wo ihr hinwollt. Dass ihr noch nicht so gut ausseht, wie ihr es euch wünscht. Dass ihr noch viele unerledigte Dinge auf eurer "To do-List" habt. Dann kommt das Wort "Okay" ins Spiel. Das heisst ihr sagt zu allem "Okay".

  • Es ist okay, dass ich heute faul bin

  • Es ist okay, dass ich heute keinen Spaziergang gemacht habe

  • Es ist okay, dass ich nicht weiss, wie es weitergehen soll

  • Es ist okay, dass ich heute einen Pickel habe

  • Es ist okay, dass ich mich heute hässlich fühle

  • Es ist okay, dass ich heute wütend/traurig/egoistisch/manipulativ bin

Du fragst dich jetzt vielleicht, was es bringen soll? Versuch es Mal. Sag dir immer wieder, dass du okay bist, dass es okay ist, wie du handelst, dass es okay ist, was du den ganzen Tag denkst. Das führt zu einer Gelassenheit, dass du gar nichts tun und nichts werden musst. Es ist okay, dass du DU bist. Du musst gar nichts. Wir leben alle in einer so perfektionistischen Blase, dass wir immer denken, dass wir noch nicht gut genug sind, dass wir immer besser werden müssen. Dass wir nicht okay sind. Das stimmt aber nicht, wir sind okay, egal was wir leisten, wie wir aussehen oder was wir tun (oder eben nicht). Fühlt sich das nicht gut an, als würde etwas in uns plötzlich ausatmen dürfen, sich fallen lassen können? Ich denke, dass es sich viel entspannter und leichter leben lässt, wenn man nicht immer diesem eigenen Anspruch gerecht werden muss, alles richtig zu machen.


Tipp 4 - Fokus auf das, was bereits da ist (Dankbarkeit)


Wenn du dich bereits mit Persönlichkeitsentwicklung auseinandergesetzt hast, wirst du sicherlich mit dem Wort "Dankbarkeit" in Berührung gekommen sein. Auch wenn es für dich vielleicht eine Wiederholung ist, möchte ich nochmals auf die Wichtigkeit der Dankbarkeit eingehen. Wie wir bereits im Tipp 1 gesehen haben, hat unser Gehirn die Angewohnheit, sich eher auf das Negative zu konzentrieren. Wir können das Gehirn aber dahingehend liebevoll manipulieren, dass wir den Fokus auf das lenken, was bereits heute Gutes in unserem Leben ist. Auch wenn du in einer Krise steckst, gibt es vielleicht diesen einen Moment am Tag, wo du ein feines Stück Kuchen geniesst. Oder du hörst dieses wunderschöne Lied, dass dich kurzzeitig in eine andere Stimmung versetzt. Es geht dabei nicht um das Erzwingen einer künstlichen Dankbarkeit oder Positivität, aber es geht darum den Fokus von der Sichtweise wegzulenken, dass alles schlecht ist.


Ich selber habe durch in schwierigen Phasen gute Erfahrungen mit dem 6-Minuten-Tagebuch gemacht Das 6-Minuten-Tagebuch (orchidee): Das Original : Spenst, Dominik: Amazon.de: Bücher. Jeden Tag habe ich 3 Minuten am Morgen sowie 3 Minuten am Abend (3 Fragen pro Mal) aufgeschrieben, für was ich dankbar bin, was ich heute Schönes erlebt habe und wie ich mich fühlen möchte. Ich war am Anfang auch skeptisch, was so ein Buch mir bringen soll, aber den Fokus zu trainieren, auf das Positive zu richten, ist sehr heilsam. Es führt dich in eine positive Grundstimmung, die so wertvoll ist. Und wenn wir in dieser positiveren Grundstimmung sind, fällt es uns leichter, nach Lösungen zu suchen, weil mehr Energie da ist. Es ist ein Versuch wert, sollte aber mit einer neugierigen, offenen Haltung angegangen werden. Wenn man von Anfang denkt, dass Tagebuch schreiben absoluter Nonsens ist, dann wird es sich auch bewahrheiten (Denk dran: Energy flows, where Attention goes 😉)


Für mich persönlich sind diese 4 Tipps die Wichtigsten im Prozess der Fokus-Steuerung. Diese Inputs zu den Themen "Fokussierung" und "Die Macht der Gedanken" sind aber nur ein klitzekleiner Einblick und ein Krümmelchen eines Kuchensanschnitts. Es gibt so viele Tipps, so viele hilfreiche Bücher und Artikel, dass die Themen in meinen weiteren Artikeln sicherlich wieder aufgegriffen werden.


Wichtig ist für mich aber dir mitzugeben, dass du nicht alleine bist. Dass wir alle mit dieser Herausforderung durchs Leben gehen, dass es aber kleine, hilfreiche Werkzeuge gibt, welche uns unterstützen können, erfüllter zu leben. Aber auch hier ist es wichtig, dass du immer wieder für dich prüfst, dass dein "innerer Antreiber" oder "Perfektionist" nicht von dir erwartet, dass du nur noch positiv denken sollst. Sondern dass du stolz auf die kleinen Schritte in die richtige Richtung bist. Wir wollen ja nicht, dass du dich durch diese Werkzeuge wieder unter Druck gesetzt fühlst, sondern dass sie dich unterstützen, einen entspannteren Umgang mit dir zu finden.


Ich hoffe, dass ich dir das Thema auf eine einfache und praktische Art näher bringen konnte und freue mich, wenn du mir einen Kommentar da lässt. Wie gehst du mit diesem "Monkey Mind" Affengeist – Yogawiki (yoga-vidya.de) um?


Satuli 💕



















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