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AutorenbildSatuli

Identifikationskrise im Burnout - Hilfe, wer bin ich ohne meinen Job🙈?

"Satu, leider können wir dich aufgrund fehlender Perspektiven nicht mehr lÀnger bei uns beschÀftigen. Wir sehen uns leider gezwungen, das ArbeitsverhÀltnis aufzulösen!"


Ich vergesse den Tag nicht mehr, als mein damaliger Arbeitgeber nach meinem offiziellen KĂŒndigungsschutz diesen Satz aussprach. Plötzlich stand ich vor einem neuen Kapitel. Ohne Job und krankgeschrieben. Ich stand vor einem ungewissen neuen Abschnitt meines Lebens und ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommt. TschĂŒss Kontrolle und Sicherheit😼.


Ich bin eine absolute Planerin und wenn es geht, dann plane ich meine Woche bereits ziemlich detailliert im Voraus. Die Kontrolle gibt mir Sicherheit und das GefĂŒhl, alles im Griff zu haben. Aber das Leben hĂ€lt wohl nicht so viel von meiner Kontrollvorliebe😎. Wenn alles nach Plan lĂ€uft und ich mich so richtig wohl in meiner Komfortzone fĂŒhle, dann kann ich wetten, das etwas Unvorhergesehenes passiert.


So war das auch mit meiner KĂŒndigung. Plötzlich stand ich ohne meinen Job da. Auch wenn ich damit gerechnet habe, war dieser Tag fĂŒr mich trotzdem sehr emotional. Hatte ich doch jahrelang in dieser Firma gearbeitet, mich teilweise mit dem Job und dem Arbeitgeber identifiziert. GefĂŒhlt war ich manchmal mein Job.


âžĄïžWer bin ich nun aber ohne meinen Job?


Ich denke wir kennen alle die Situation, wo man jemanden kennen lernt und dann gefragt wird, was man beruflich macht. Mache ich ja genauso, bei mir geht es dann manchmal so weit, dass ich nach dem Treffen auf dem jeweiligen LinkedIn-Profil nachschaue, welche Qualifikationen und Berufserfahrungen hinterlegt sind. Als ob das Profil ein Orakel wĂ€re und mir genau sagen könnte, wie die Person tickt🙄

Ist mir gerade in den letzten Tagen wieder passiert. Bei einem Treffen lernte ich eine neue Frau kennen und wie ĂŒblich ging es relativ schnell um den Job. Sie ist sehr erfolgreich und erzĂ€hlte aus ihrem Leben. Ich hörte zu, zog mich immer mehr zurĂŒck. Ich fĂŒhlte mich als Niemand und wĂŒnschte mir in diesem Moment einfach wieder funktionieren zu können. Auch erfolgreich zu sein und wertgeschĂ€tzt zu werden. Was habe ich als Krankgeschriebene ohne Job schon zu bieten?


In solchen GesprĂ€chen wird mir immer wieder bewusst, dass ich von meiner Arbeit krankgeschrieben bin. Dass ich arbeitsunfĂ€hig bin. Nicht, dass ich das vergessen könnte, da ich aktuell in einem Wiedereingliederungsprogramm bin. Aber ich habe auch einen geregelten Tagesablauf und habe meine PrĂ€senzzeit zu erfĂŒllen. Wie wenn ich "normal" arbeiten wĂŒrde. Aber ich leiste eben nicht im ersten Arbeitsmarkt meinen Teil fĂŒr die Wirtschaft. Und auch wenn ich weiss, dass ich keine Schuld an meiner Krankheit habe, sind SchuldgefĂŒhle und Zweifel da.


Es dÀmmert mir aber immer mehr, dass ich falsch konditioniert bin. Dass etwas in der heutigen Gesellschaft gewaltig schief lÀuft. Ich weiss ja nicht wie es dir geht, aber ich nehme wahr, dass es teilweise zum guten Ton gehört, dass man im Stress ist. Dass es nicht darum geht in Freude und voller guter Energie zu arbeiten, sondern dass es um eine Art "Durchhalten" geht. Durchhalten bis zum Wochenende, bis zu den nÀchsten Ferien, bis zur Rente.


âžĄïž Mir hat dabei die Reflektion geholfen, mich zu fragen, was ich wirklich will


Selbstreflektion ist so ein wertvolles Tool. Ich liebe Fragen, die mich herausfordern und die mir neue Horizonte eröffnen. Nehmen wir mal die Situation mit der Frau, die ich dann spĂ€ter natĂŒrlich auf LinkedIn "gestalkt" habe. Folgende Fragen habe ich mir gestellt (nun gut, teilweise hat mein Freund sie gestellt, da er aus der Vogelperspektive die Sache mit mehr Abstand sehen konnte😜):


✔ Will ich wirklich den gleichen Job machen wie sie?

✔ Will ich auch so viele Small Talks und Steh-ApĂ©ros in meinem Leben haben?

✔ Will ich wirklich so viel reisen?

✔ Will ich wirklich so sein wie sie?

✔ Hilft mir dieser Vergleich oder fĂŒhle ich mich danach minderwertig und traurig?


Wenn ich mir Fragen dieser Art stelle, dann merke ich, dass mein Vergleich nicht zu Ende gedacht ist. Mit ein wenig Abstand sehe ich dann, dass ich nur einen kleinen Einblick in das Leben des GegenĂŒbers erhaschen durfte. Dass ich die Person nicht kenne und dass der Vergleich somit nicht sehr viel Sinn macht. Im Gegenteil, es tut mir nicht gut.


Heute - viele Therapiestunden spĂ€ter - spĂŒre ich auch immer mehr, was ich selbst will und was mein Anteil möchte, der nach Anerkennung und BestĂ€tigung verlangt. Ich denke nicht mehr, dass ich alles schaffen kann und muss. Ich denke auch nicht mehr, dass all meine Probleme gelöst sind, wenn ich meine Berufung lebe.


Ich denke immer noch, dass es wichtig ist, dass wir einen Job haben, den wir gerne machen. Der uns nicht mit Bauchschmerzen "bestraft", weil wir da nicht hin wollen und lieber zu Hause bleiben wĂŒrden. Ich denke auch, dass es wichtig ist, dass wir uns im Arbeitsumfeld wohl fĂŒhlen und wir das GefĂŒhl haben, geschĂ€tzt und gesehen zu werden.


Aber ich denke nicht mehr, dass der Job alleine mich ausmacht. Ich bin nicht mehr nur mein Job. Satu, die CRM Managerin. Sondern ich bin so viel mehr. Satu, die gerne schreibt, gerne analysiert, die gerne BĂŒcher liest, in der Natur spazieren geht, sich gerne mit der Neurologie und Psychologie beschĂ€ftigt. Und und und...


âžĄïžDu bist nicht dein Job, du bist so viel mehr!


In Zukunft möchte ich es mir zur Gewohnheit machen, nicht mehr als Erstes zu fragen, was mein GegenĂŒber beruflich macht. Ich möchte fragen, was die Person mag, was sie fĂŒr Hobbies hat, was sie erfĂŒllt. Meinst du nicht auch, dass diese Fragen so viel mehr ĂŒber die Person aussagen?


Spannend finde ich auch folgende Frage:


âžĄïžWas wĂŒrde ich tun, wenn Geld keine Rolle spielen wĂŒrde?


Was bereitet mir Freude? Es ist ebenfalls ein Konstrukt der Leistungsgesellschaft, dass wir nur Sinn in der Arbeit finden können. Du kannst genauso gut einen Sinn darin sehen, einen Blog zu schreiben😜oder auch viel Zeit mit deiner Familie verbringen zu dĂŒrfen. Wir geben uns selbst den Wert, wir geben der Sache den Wert. Also warum die Bewertung nicht Ă€ndern?


FĂŒr mich ist eines der grössten Geschenke des Burnouts, dass ich diese Identifikation mit dem Job immer mehr hinter mich lassen kann. Auch wenn meine alten Muster immer wieder hochkommen, realisiere ich das schnell und schmunzle dann darĂŒber😉


Hast du dich Mal gefragt, wer du ohne deinen Job bist? Kennst du diese Fragen in deinem Umfeld? Ich wĂŒnsche mir so sehr, dass du siehst, wie wertvoll du bist. Egal, was du beruflich machst oder eben nicht machst. DU BIST NICHT DEIN JOB, denk dran, wenn das nĂ€chste Mal dein innerer Kritiker dich klein machen möchte.


Satuli💕


















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