top of page
AutorenbildSatuli

In der Stille liegt die Kraft - Weshalb die Stille in der heutigen Zeit so wichtig ist💫

Ich fliege in einigen Tagen nach Finnland. Zuerst werde ich meine Eltern in der Mitte von Finnland (in der Nähe von Kuopio) besuchen und Weihnachten mit ihnen verbringen. Dann - und darauf freue ich mich so sehr - werden mein Freund und ich in die wunderschöne Natur von Finnisch Lappland eintauchen. Wir haben für eine Woche ein Mökki (Holzhaus) im Rundholzstil gebucht in der schönsten winterlichen Landschaft der Welt (für mich). Ich war schon zwei Mal in Lappland und die Faszination für diese Natur und die Stille generiert immer eine Gänsehaut bei mir.

Ich weiss nicht, ob du dieses Gefühl kennst: Es schneit, du entscheidest dich für einen winterlichen Spaziergang. Du packst dich richtig dick ein und läufst los. Hinter dir liegt ein Tag voller hektischen Meetings und Alltagssorgen und du fühlst dich so richtig rastlos. Dann läufts du ein paar Schritte und plötzlich spürst du diese Ruhe, diese Stille. Du fühlst dich wie in einer anderen Welt. Du spürst eine Euphorie, die dich erfüllt und merkst, wie du all deine Sorgen vergisst. Deine Gedanken werden immer ruhiger und du tauchst so richtig in diese stille, winterliche Natur ein. Der Schnee dämpft alle Geräusche und lässt dich wie unter einer Glocke eine Sicherheit und ein Vertrauen spüren.


"Je stiller du bist, desto besser kannst du hören"

Chinesisches Sprichwort


Wir leben in einer Welt, die gefühlt nie still steht. Wir werden die ganze Zeit von unendlich vielen Reizen schlichtweg "bombadiert". Das fällt uns teilweise gar nicht mehr so richtig auf, weil wir uns so daran gewöhnt haben. Wir sind oft süchtig nach Aktivität und nach Lärm, weil wir die Stille und die Ruhe nicht aushalten. Ein Paradox, weil die Stille so viele Vorteile mit sich bringt. Für mich z. B. ist es immer eine sehr intensive Erfahrung, wenn ich aus der dichtbesiedelten Schweiz zu meinen Eltern nach Finnland fliege. Sie leben auf einer Halbinsel, wo es keinen Strassenlärm gibt, wo man noch nackt baden kann, weil dich kein Nachbar am Strand sieht (ausser sie oder er würde ein Fernglas benutzen). In den ersten Tagen halte ich diese Stille kaum aus. Ich merke, dass ich einen Aktivitätsdrang habe, dass ich richtiggehend nach etwas suche, dass ich mich ablenken kann. Kein Wunder, oft komme ich direkt aus dem beruflichen Alltag und im Vorferienstress in Finnland an. Man musste noch so viel vorab erledigen, bis es endlich so weit ist, dass man sich die Ferientage verdient hat. Dann - nach ein paar Tagen und ein paar Saunagängen - merke ich, dass ich ruhiger werde, dass ich besser schlafe und dass ich die Ruhe lerne zu geniessen. Und wenn ich dann in die Schweiz zurück fliege und am Flughafen in Zürich ankomme, dann überfordern mich die vielen Menschen und der akustische Lärm. Ich brauche dann wiederum ein paar Tage, bis ich mich wieder an die vielen Reize gewöhnt habe.


Man kann sich jetzt fragen, ob es dann nicht egal ist, ob man viel Lärm ausgesetzt ist oder der Stille, wenn man sich an beides irgendwie gewöhnen kann nach einer gewissen Zeit? Gute Frage, auch hier kommt es darauf an, was du möchtest bzw. was dein Ziel ist. Die Wissenschaft weiss heutzutage, dass es einen grossen Unterschied macht, ob wir Stille - bzw. Ruheinseln in den Alltag einbauen oder ob wir ständig unter Strom stehen. Ich gehe davon aus, dass du intuitiv spürst oder auch weisst, dass die Stille dir gut tut. Aber ich möchte dir auch wirkliche Argumente an die Hand geben, weshalb es sich lohnt, die Stille/Ruhe zu kultivieren. Here we go🤓:


🍀 Stille entspannt uns - mit allen gesundheitlichen Vorteilen


Dauernde Lärmbeschallung macht uns auf die Dauer krank. Ich weiss noch, dass ich in jungen Jahren bei meinem damaligen Freund übernachtete, der direkt an der Einflugschneise des Flughafens in Kloten (internationaler Schweizer Flughafen) in einer Wohngemeinschaft gelebt hat. In den Abendstunden flogen im Minutentakt grosse Flieger direkt über das Haus, um Sekunden später in Kloten zu landen. Ich konnte unmöglich einschlafen, auch nicht mit Ohropax. Der Lärm und die Vibrationen, wie auch die Scheinwerfer der Landeanflüge machten mich richtig unruhig und ich spürte wie ich richtig unter Dauerstress stand. Gemäss Artikel Stille: Warum das Gehirn Ruhe braucht - Spektrum der Wissenschaft aktiviert ungewohnter und belastender Lärm die Amygdala (den sogenannten Mandelkern des Gehirns), das bei Angst und negativen Emotionen anspringt. Man kann sich ja dann auch sehr gut vorstellen, weshalb Angststörungen in der heutigen Zeit immer mehr zunehmen. In einer Zeit, die nie still steht, die so viel Ablenkung bietet und uns mit Reizen regelrecht in einen Dauerstress verweilen lässt.


In einer Studie von L. Bernardi und Co. aus dem Jahr 2005 wurde bei einigen Probanden (Musiker und Nicht-Musiker) getestet, wie sie auf eine 2-minütige Pause während des Hörens eines Musikstücks reagieren. Das heisst während des Hörens dieses Musikstücks wurde eine 2-minütige Pause mit absoluter Stille (keine Musik) integriert. Diese 2 Minuten bewirkten, dass der Herzschlag, der Blutdruck der Teilnehmer etc. sogar unter ihre Basiswerte sanken. Erstaunlich, nicht?


🍀Stille lässt Raum für Neues entstehen - wir werden kreativer und offener für neue Lösungen


Wer in einem sogenannten Burnout-Tunnel feststeckt, der weiss was es bedeutet, wenn man für Lösungen nicht mehr offen ist. Dazu fehlt die Kraft bzw. der Stress und das vegetative Nervensystem, das derart überlastet ist, lässt keinen Blick ausserhalb dieses Tunnels zu. Bei mir war das so, dass sich mein gewohnter Horizont erst zu weiten begann, als ich ruhiger wurde. Das heisst, als ich lernte mich mehr zu entspannen und die Stille auszuhalten, entstanden auch neue Ideen, wie ich in Zukunft leben möchte, arbeiten möchte etc. Was ich vom Leben möchte und wie mein Leben aussehen soll.


Wenn wir uns Zeit geben in die Stille einzutauchen und ruhiger werden, können wir die Probleme und das Vergangene auch mit viel mehr Abstand anschauen. Wir können reflektieren, was war und was wir in Zukunft besser machen wollen. Es entsteht Raum für etwas Neues. Wenn wir im sogenannten "Alltagswahn" gefangen sind und eine immense To do-Liste vor uns haben und nur hin- und her hetzen dann gibt es keinen Platz für Ideen und kreative Gedanken. Wenn man dann aber mal hinsitzt, tief durchatmet und sich die Erlaubnis gibt, nichts tun zu müssen, dann kann Wunderbares entstehen. Teste es und du wirst erstaunt sein.

Was braucht es aber, um still zu werden? Das Wichtigste ist die Entscheidung, dass man die Stille ins Leben einladen möchte. Wenn man wie ein Adrenalinsüchtiger durch das Leben hetzt und süchtig nach einem getakteten Terminkalender ist, dann braucht es oft eine Krise/Krankheit, um einen Gang zurückzuschalten und der Stille eine Chance zu geben. Ich weiss von mir selber, wie gerne ich aktiv bin. Man fühlt sich am Leben und im ganzen Körper kribbelt es. Man fühlt sich voller Energie und kann sich in diesem Moment nicht vorstellen, sich hinzusetzen, um sich meditierend auf den Atem zu konzentrieren. Man will etwas erleben, nicht umsonst gibt es den Spruch, dass man sich ja noch im Alter ausruhen kann.


Auch ich musste mich am Anfang immer dazu "zwingen". Ich habe bereits erwähnt, dass ich mich die letzten Monate im sogenannten "Nichts-Tun" üben durfte. Ich habe immer öfter Spaziergänge in der Natur eingebaut, wo ich keinen Podcast gehört habe (weil mein Geist jede Minute "sinnvoll" nutzen wollte😉) und auch kein Ziel hatte. Ich lief einfach los, langsam, habe mich immer wieder auf meinen Atem konzentriert. Oder ich habe mich auf meine Fusssohlen konzentriert, wie sie sich beim Gehen anfühlen, wie ich den Boden spüre. Und immer wieder habe ich versucht, den Geräuschen zu lauschen. Die Wissenschaft nennt dies Achtsamkeit, das Leben im Hier und Jetzt. Dass man im aktuellen Moment ankommt, ohne etwas zu bewerten.


Was mir auch geholfen hat ist der sogenannte Bodyscan, eine weitere Achtsamkeits-Übung aus dem MBSR 8-Wochenkurs, den ich vor vor einiger Zeit absolviert habe und noch heute enorm davon profitiere. Wenn man einen unruhigen Geist hat, dann fällt es am Anfang so schwer, sich bei einer Sitzmeditation nur auf den Atem zu konzentrieren. Viele kennen diese Unruhe, die hochkommt, wenn man sich entscheidet, still zu sitzen. Man plant den nächsten Einkauf, man findet Gründe, um die Meditation abrechen zu können. Beim Bodyscan lenkt man die Aufmerksamkeit auf den Körper und wandert durch alle Körperteile. So hat man etwas zu "tun" und wird auch von einer Stimme angeleitet. Das kann man später alleine machen, am Anfang ist es jedoch hilfreich, wenn man dies mit einer Anleitung macht. Es gibt zum Beispiel auf YouTube viele Bodyscan-Varianten, die man sich anhören kann. Gut finde ich persönlich zum Beispiel diesen Bodyscan von Unity Training.


Auch hier gilt, dass es nicht DEN Weg für jeden gibt. Ich gebe dir nur hilfreiche Tipps aus meiner Erfahrung weiter, die dich darin unterstützen können, stiller zu werden. Aber wichtig ist es immer, dass du für dich herausfindest, was dir hilft in die Stille zu kommen. Sicherlich hilft es jedem, wenn man den Stecker der elektrischen Medien zieht. Das heisst du entscheidest dich bewusst, für eine Stunde am Tag (oder einen Nachmittag oder auch für mehrere Tage) keine elektronischen Medien zu konsumieren. Kein TV, kein Social Media, keine Mails, kein PC und auch kein Radio (ja, das ist möglich, glaube mir😜). Dann setzte dich hin, nimm alles um dich herum wahr und halte die Stille aus. Und dann sei stolz auf dich, dass du dich für diese Minuten/Stunden entschieden hast. Du darfst dir ruhig bewusst sein, dass du durch diese bewusste Entscheidung für die Stille einen grossen Schritt zu einem erfüllteren, gesünderen und kreativen Leben getan hast💕


Auch in Bezug auf die kommenden Weihnachtstage macht es Sinn, Stille in den Tag mit einzubauen. Auch wenn es eine sehr schöne Zeit des Beisammenseins sein sollte, geraten viele Familien in diesen Tagen an ihre Grenzen. Oft stecken Erwartungshaltungen dahinter, wie z. B. dass doch an Weihnachtstagen wie im TV-Märchen alles perfekt sein müsste. Wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden, dann führt dies oft zu Streitereien und Enttäuschungen. Kurze Spaziergänge, Atemübungen oder auch der oben genannte Bodyscan können hier Wunder bewirken, um sich nicht in Emotionen zu verlieren und bei sich zu bleiben. Auch hier spreche ich aus Erfahrung. Wie oft habe ich mich auf Weihnachten gefreut, auf die unbeschwerte Zeit mit der Familie, mit Karaoke-Singen und "3 Haselnüsse für Aschenbrödel" schauen. Und dann wurde ich mit der Realität konfrontiert. Aber das ist normal, es menschelt überall, wir können uns aber immer entscheiden, aus der Situation rauszugehen und die Ruhe zu suchen.


Jetzt bleibt mir nur noch, euch eine besinnliche und wunderschöne Weihnachtszeit zu wünschen. Ich freue mich so sehr, dass ihr da seid und ich euch auf meinem Weg mitnehmen darf. Für das Jahr 2023 habe ich mir vorgenommen, mich mit Themen wie "Angst", "Neuroplastizität", "Manifestieren" etc. auseinanderzusetzen. Ihr dürft also gespannt sein.


Wie immer freue ich mich über ein Feedback von euch. Kennt ihr diese stillen Momente? Was hilft euch dabei, was gar nicht? Jetzt schalte ich aber meinen PC aus und tauche in die Stille der Natur ein🫶


Satuli💕











32 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page